Das Ei (von Nicola Fritzen)

Heute waren wir wieder im Gefängnis. Gleich am Eingang sind mir die glänzenden Polizeipferde aufgefallen. Kräftige, wohl genährte Tiere. Würdevoll. Natürlich streunen auch Hunde herum und die schwangere Katze ließ sich gerne streicheln. Im PC3 ist ein Insasse stolzer Besitzer einer Brieftaube: „Sie dient mir auch als Bote, bringt mir einen Geldschein – oder ab und zu ein kleines Päckchen...“

Auch hier kleine Kätzchen. Alle kümmern sich ganz bezaubernd um diese zarten Wesen. 

Während des Kurzfilm-Workshops legt die Henne ein Ei. Das habe ich wirklich noch nie gesehen: die Henne dreht sich im Kreis. Erst links-, dann rechts herum; schwingt die Hüfte zu den Seiten. Schaut sich um, inspiziert die Umgebung. Setz sich nicht ganz hin, sondern beugt sich etwas vor. Und dann – mit etwas zu gekniffenen Augen- presst sie ein Ei heraus. 

Ich habe dazu folgendes recherchiert:

Nachdem das Ei fertig gebildet ist, gelangt es durch die Kloake nach draußen. Das Huhn hat einen „Ausgang“ für alles: Urin, Kot – und eben auch das Ei. Warum das Ei trotzdem meist sauber und glänzend im Nest landet, ist leicht erklärt. Bevor es aus dem Eileiter und die Kloake nach draußen kommt, legt sich der sogenannte Legedarm über die eigentlichen Gedärme, sodass es nicht beschmutzt wird.

Es dampft gewaltig und die Henne schiebt es mit dem Schnabel vor und zurück. Dann will sie sich draufsetzen, doch - schon kommt ein Insasse, schnappt sich das Ei und isst es einfach auf. „Das macht der immer. Der tickt nicht richtig“ wird mir erklärt.